Nachdem der Verwaltungsrat der Kirchengemeinde St. Albert ein Jahr lang in vielerlei Richtungen nach einer passenden neuen Verwendung für die profanierte St. Albert-Kirche gesucht hat, können wir nun mitteilen, dass die Koptische Kirche unsere Kirche übernimmt und als solche weiter nutzen wird.

Damit bleibt der Standort St. Albert in doppelter Hinsicht ein GottesOrt in der Stadt Andernach: Unsere Gemeinde bleibt mit der Michaelskapelle und dem Thomas-Becket – Haus am Ort des alten Klosters St. Thomas, auf dessen Grundmauern die Albertkirche vor fast 70 Jahren errichtet wurde. Diese wird nun die Heimat der Koptisch-orthodoxen Kirche, die in Deutschland eine wachsende Kirche ist. Es gibt die norddeutsche und süddeutsche Eparchie (Provinz). Der Bischof der süddeutschen Eparchie ist seit 2013 Abt-Bischof Anba Michael, der seine „Zentrale“ im St. Antonius-Kloster im hessischen Waldsolms-Kröffelbach bei Wetzlar hat. Der dortige Trägerverein ist Käufer der Albertkirche und des Pfarrhauses. Bischof Michael wird einen seiner Priester nach Andernach senden, der im Pfarrhaus wohnen wird und als Seelsorger für die koptischen Christen im Umfeld zwischen Bonn und Koblenz da ist. Sonntags kommen die koptischen Familien zum Gottesdienst und zur Begegnung zusammen. Bisher hat die Gemeinde einen Ort in der kleinen romanischen Kirche in Koblenz Güls gehabt. Allerdings war dies nie eine feste Lösung gewesen. Der Hinweis auf den Verkauf der Albertkirche in der Zeitung war für die koptischen Christen hier in Andernach der Auslöser, bei ihrem Bischof um den Erwerb der Immobilie zu bitten, um Gelegenheit zu haben, hier eine feste Gemeinde mit Kirche und Gemeindezentrum zu schaffen.

 

Außer den koptischen Christen waren auch zahlreiche andere Interessierte an der Albertkirche „dran“. Das Feld lichtete sich aber bald, nachdem deutlich wurde, welch hohe Auflagen v.a. der Denkmalschutz an einen zukünftigen Besitzer machen würde. Es gab schöne Ideen, in St. Albert Wohnungen oder andere Zweckräume zu errichten. Doch scheiterten die Planungen meistens daran, dass die Gebäudehülle nicht baulich verändert werden darf (um z.B. Wohnungen auch mit mehr Tageslicht zu versehen).

Diese Auflagen sind für eine Weiternutzung als Kirche nicht relevant, sodaß wir mit der Koptischen Kirche einen passenden neuen Hausherrn für St. Albert gefunden haben.

 

Wer sind die Kopten?

Die koptischen Christen gehören zu den altorientalischen christlichen Religionen. Sie führen sich im Ursprung zurück auf den Evangelisten Markus, dessen Gemeinde sich von Alexandrien aus ausgebreitet hat. Aus dem Konzil von Nizäa gingen die Kopten im 5. Jahrhundert als eigenständige Konfession hervor. Uns katholische Christen verbindet das große Glaubensbekenntnis mit den Christen der koptischen Kirche.

Ihr geistlicher Führer ist in der Nachfolge des Evangelisten Markus ebenfalls ein Papst, nämlich derzeit Papst Tawadros II. der seinen Sitz in Kairo hat.

Heute sind die Kopten in der Auseinandersetzung mit dem Islam in Ägypten eine religiöse Minderheit, die unter Diskriminierung und Verfolgung leidet. Wir alle kennen noch die Bilder der 21 koptischen Christen, die irgendwo am Strand
in Libyen von IS-Kämpfern enthauptet wurden. Wir erinnern uns, dass immer wieder mal von Anschlägen auf Kirchen in Kairo die Rede ist. In der Regel werden hier koptische Christen von Anhängern der „Muslimbrüder“ angegriffen.

Kamen koptische Christen früher nach Europa, um hier zu studieren oder eine Ausbildung zu machen, sind es heute eher Flüchtlinge, die einen neuen Anfang und Sicherheit für ihre Familie suchen. Weil die koptischen Familien hier ja im Großraum zwischen Bonn und Koblenz leben, sind die Gemeindetreffen an den Sonntagen so wichtig und führen die Menschen zusammen, um den Glauben und das Leben miteinander zu teilen und sich gegenseitig zu stärken.

Es wird nun noch ein bißchen dauern, bis alle Vertragsregularien erfüllt sind und die koptische Gemeinde ihren Gottesdienstbetrieb in St. Albert aufnehmen kann. Wir haben vereinbart, dass wir die Schwestern und Brüder im Glauben stärken und unterstützen wollen. Die Kopten freuen sich, wenn wir dann auch bei Gelegenheit uns gegenseitig im Gottesdienst besuchen und miteinander den einen Gott, der uns durch Jesus Christus und im Heiligen Geist verbindet, feiern.

 

Ich wünsche den koptischen Mitchristen von Herzen einen guten Start für ihre Gemeindegründung hier in Andernach.

Pastor Stefan Dumont