Festlicher Abend zur Verabschiedung der ehemaligen Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräte

 

Am 4. Mai 2022 kamen rund 100 Frauen und Männer der ehemaligen Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräte der ehemals 7 Pfarreien der Pfarreiengemeinschaft Andernach auf Burg Namedy zusammen. Endlich war es möglich, ihnen allen den gebührenden Dank für mindestens 2, meistens sogar 6 oder noch viel mehr Jahre ehrenamtlichen Engagements in den Gremien der jeweiligen Pfarreien zu sagen. Die Corona-Pandemie hatte es am Ende des letzten Jahres unmöglich gemacht, miteinander zwanglos zusammen zu kommen, um die Arbeit der Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräte zu einem guten Abschluss zu bringen. Im Zuge der Fusion der 7 Pfarreien zur neuen Pfarrei St. Marien am 01.01.2022 wurden alle Gremien aufgelöst. Ende Januar 2022 wurde dann ein neuer Pfarrgemeinderat „für’s Ganze“ gewählt.  Als eine der ersten Amtshandlungen hat der neue PGR dann gleich einen neuen Verwaltungsrat gewählt, der mit dem Pastor zusammen die Geschäfte der Pfarrei führt, das Vermögen verwaltet und mit dessen ertragen die alltägliche Arbeit der neuen Pfarrei vielfältig ermöglicht.

In seiner Ansprache würdigte Pastor Stefan Dumont die Gremien der ehemaligen Pfarreien mit einer kurzen Charakteristik der einzelnen Arbeitsfelder. Jedes Gremium war anders, alle hatten in den letzten Jahren mehr oder weniger große Herausforderungen zu bewältigen und zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen. Die „dicksten Brocken“ dabei waren wohl die Entscheidung zur Aufgabe der Pfarrkirche St. Albert, die umfangreichen Dom-Baustellen in Maria Himmelfahrt oder die derzeit laufende Sanierung in Namedy.

Anschließend stellte der Vorsitzende des ersten Pfarrgemeinderates der neuen Pfarrei St. Marien, Dr. Werner Schneichel, den neuen Rat und seine Mitglieder vor. Dazu konnten auch die neuen Mitglieder des Verwaltungsrates genannt und begrüßt werden, die sich nach der Wahl des Gremiums am 25. April erstmals bei diesem Anlass zusammen trafen. Der neue Verwaltungsrat konstituiert sich am 17. Mai.

Musikalisch stimmte der Gitarrist Max Stein die versammelten Gremien auf den Abend ein. Mit Cover-Songs und eigenen Kompositionen vermochte er das Gremien-Publikum gut zu unterhalten.

Der „Festvortrag“ war ein ganz anderer als gewöhnlich. Aus Koblenz war Kalle Grundmann zu uns gekommen, den viele kennen als „Wort in den Tag-Sprecher“ beim SWR, als Weinbotschafter am Mittelrhein und von unterhaltsamen biblischen Weinproben, bei denen er seine Zuhörer mit seiner unverwechselbaren Art zu fesseln weiß. Darüber hinaus ist er – so hat der Pastor ihn vorgestellt – ein „Veteran der pastoralen Praxis“. Mehr als 40 Jahre im Dienst des Bistums Trier haben Erfahrungen geprägt und Spuren hinterlassen. Und so hatte sein Vortrag für die Gremienmitglieder ein „schwieriges Dreiecksverhältnis“ zum Inhalt. Kalle Grundmann sprach zum Hema: „Ich – die Kirche – und der liebe Gott“. Viele konnten sich wiederfinden in dem, was er aus seiner reichen Erfahrung zu berichten wusste. Mit Radioansprachen aus seiner Feder hat er seine Gedanken treffend unterlegt und so abwechseln für nachdenkliche Gesichter und froh schmunzelnde Minen gesorgt.

Beim anschliessenden Stehempfang im Rittersaal der Burg  unterhielt die Swinghouse Jazzband mit Rhythm and Blues die vielen Gäste, die einfach nur froh waren, sich bei diesem Anlass nach langer Zeit wieder unbedarft begegnen zu können – und dies denn ganzen Abend über genossen haben.

 

 

Ich gebe zu, auch ich habe mir in den letzten Monaten des Öfteren die Frage gestellt, ob ich nicht aus der katholischen Kirche austreten sollte. Ob es nicht das eindeutigere Zeichen ist zu sagen: Mit diesem verlogenen Haufen will ich nichts mehr zu tun haben. Ich habe mich entschlossen, es nicht zu tun. Aus zwei Gründen:

Zum einen: Ob ich will oder nicht, diese Kirche ist meine Heimat. Seit meiner frühesten Jugend engagiere ich mich in ihr, erst ehren- und dann hauptamtlich. Schon über 50 Jahre lang. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass das keine guten Jahre waren. Ich bin hier tollen Menschen begegnet – auch Priestern, die mir Vorbild wurden. Wobei ich ganz klar sagen muss, ich hatte das Glück, nie selbst Missbrauch erlebt zu haben. Umso geschockter bin ich über das, was alles ans Licht kommt. Und immer wieder frage ich mich: „Wieso habe ich davon nichts gemerkt?“ Eine Frage, die mich nicht mehr loslässt.

Der zweite Grund warum ich bleibe, ist dieser Jesus von Nazareth und seine Botschaft. Denn die ist immer noch phantastisch: Alle Menschen sind Kinder Gottes. Alle sind Brüder und Schwestern. Und Gottesdienst, Gott dienen heißt: Sich um den zu kümmern, dem es schlecht geht. Alles andere muss sich dem unterordnen. Ich weiß, dass diese meine Kirche oft nicht nach dieser Botschaft handelt, sie geradezu auf den Kopf stellt. Sich – um es theologisch auszudrücken – an der Botschaft Jesu versündigt. Und deshalb muss sie in Sack und Asche gehen und sich grundlegend ändern. Aber trotz all ihrer Sünden hat sie in der Geschichte dazu beigetragen, dass man auch heute noch – nach 2000 Jahren – von diesem Mann aus Nazareth erzählt. Natürlich nicht allein, sondern zusammen mit vielen andern Geschwisterkirchen. Und bei diesem großen Erzählen der Geschichten des Jesus von Nazareth will ich mitmachen, will ich mit erzählen – auch und gerade in meiner Kirche.

(Kalle Grundmann, SWR 10. März 2022)

Die folgende Fotostrecke verdanken wir Pastor René Unkelbach, der den Abend dokumentiert hat.